Institut für Aquatische Körperarbeit Bad Elster / Sachsen

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WATSU

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Pressestimmen

"Physikalische Therapie", 1996

"WATSU" - die neue Wassertherapie

von Mariella Floris, WATSU- und Massagelehrerin und Martin Dittes, Physiotherapeut

WATSU ist ein Kunstwort, das den meisten Lesern der "Physikalischen Therapie" hier und jetzt zum ersten Mal im Leben begegnet. Was damit bezeichnet wird, soll im folgenden detailliert beschrieben werden.

Entwickelt hat das Wort ebenso wie die so bezeichnete Therapieform vor rund fünfzehn Jahren der US-Amerikaner Harold Dull. Er hatte mehrere Jahre in Japan die Techniken der Fingerdruckpunktmassage und Meridiandehnung des Shiatsu studiert und praktiziert, bevor er, nach Amerika zurückgekehrt, auf den Gedanken kam, diese Therapie in körperwarmem Wasser durchzuführen. Aus dieser Idee entstand auch das Wort Wat(er Shiat)su.

WasserShiatsu (WATSU)
Quelle: www.iaka.de

Der Therapeut bewegt den Patienten schwerelos in fließenden, schaukelnden, rollenden und kreisenden Rhythmen im körperwarmen Wasser. Er nutzt dieses therapeutisch optimale Medium Wasser unter anderem zur physiologischen Dehnung von Bändern und Muskeln in Komplexbewegungen. Gelenkentlastung, Muskelrelaxation, Dehnung von Halte- und Stützstrukturen. Wärme und therapeutische Zuwendung führen rasch zu physischer und psychischer Tiefenentspannung. Ihr ganzheitlicher Ansatz und die Wirkung dieser neuen Therapie prädestinieren sie zum Einsatz in der Orthopädie sowie der Neurologie, der Geriatrie und der Schmerztherapie ebenso wie in der Psychosomatik und der Geburtsvor- und -nachbereitung.

Physikalische Eigenschaften des Wassers

WasserShiatsu (WATSU)
Quelle: www.iaka.de

Der normale Aufenthaltsort des Menschen ist - bei ständigem Bodenkontakt - die Luft. Begibt er sich ins Wasser, sind für jeden gesunden Menschen mehrere Veränderungen sofort spürbar. Zu allererst wird man die andere Temperaturwahrnehmung bemerken. Während man in der Luft Temperaturen zwischen + 20 °C und + 25 °C je nach Feuchtigkeitsgehalt als angenehm und körperneutral wahrnimmt, muss Wasser auf ca. + 34 °C bis + 36 °C erwärmt sein, um als körperneutral empfunden zu werden. Das liegt an der unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeit der beiden Medien. Die des Wassers ist ungefähr fünfundzwanzigmal größer als die Wärmeleitfähigkeit der Luft. Dazu kommt noch der im Wasser wesentlich stärker wirksame physikalische Effekt der Konvektion (Umschichtung des Mediums durch Temperaturdifferenzen innerhalb des Mediums). Beide Effekte (Wärmeleitfähigkeit und Konvektion) liegen unter anderem in der höheren Dichte des Mediums Wasser begründet.

Während - wie jeder weiß - ein Liter Wasser ein Kilogramm wiegt, sind es bei Luft 1000 Liter. Daraus ergibt sich, dass Wasser die tausendfache Dichte von Luft aufweist. Diese höhere Dichte des Wassers ist neben den oben erwähnten physikalischen Eigenschaften noch für drei weitere wesentliche Effekte verantwortlich, die sich auf den menschlichen Körper im Wasser auswirken, nämlich für den Auftrieb, den Druck und den Widerstand. Letzterer ist beim Eintauchen des Körpers ins Wasser sofort dadurch spürbar, dass jede Bewegung nur erheblich langsamer und/oder mit deutlich höherem Kraftaufwand durchgeführt werden kann.

Taucht der Mensch mit seinem ganzen Körper ins Wasser ein, so nimmt er die Wirkung des Auftriebs wahr, die das Schwimmen im Wasser ermöglicht. Der menschliche Körper besteht, je nach Alter, zu ca. 80 bis 60 % aus Wasser. Nach dem archimedischen Prinzip verliert ein Gegenstand im Wasser soviel an Gewicht, wie die von ihm verdrängte Wassermenge wiegt. Weil auch die restlichen 20 bis 40 % Körpermasse nicht wesentlich schwerer als Wasser sind, wird der menschliche Körper im Wasser nahezu schwerelos.

Solange wir uns an der Wasseroberfläche aufhalten und nicht in größere Tiefen abtauchen, können wir das Gewicht des Wassers kaum wahrnehmen, da es von allen Seiten quasi gleich stark auf unseren Körper einwirkt. Dennoch hat dieser hydrostatische Druck Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Insbesondere durch die Kompression des oberflächlichen venösen Systems der unteren und oberen Extremitäten kommt es zu einer Blutmengenverschiebung zum Körperstamm.

Physiologische Auswirkungen

Durch den Auftrieb wird dem menschlichen Körper im Wasser die Eigenschwere genommen. Was wir in der Schlingentischtherapie unter technisch recht erheblichem Aufwand an einzelnen Körperabschnitten in aller Regel für Bewegungen in einer Ebene (also in zwei Dimensionen) herstellen können, erreichen wir durch Eintauchen ins Wasser ganz ohne technischen Aufwand und bewahren uns dabei noch die volle Beweglichkeit aller Gelenke in allen drei Dimensionen!

AquaRelax
Quelle: www.iaka.de

Jeder Physiotherapeut, der am Schlingentisch ausgebildet ist, weiß die physiologischen und therapeutischen Vorteile dieses Gerätes zu schätzen. Um wie viel größer sind diese Vorteile, wenn man dabei die volle Bewegungsfreiheit behält!

Der hydrostatische Druck bewirkt eine Blutmengenverschiebung vom oberflächlichen peripheren venösen System zum Körperstamm. Dieser verstärkte Rückfluss venösen Blutes bewirkt seinerseits eine verstärkte Vordehnung der rechten Herzkammern und so ein höheres Schlagvolumen des Herzens.

Da die zu erbringende körperliche Leistung (des Patienten) während der Therapie sehr gering ist, führt das erhöhte Schlagvolumen zu einem deutlichen Absinken seiner Herzfrequenz. Dieser sogenannte Tauchreflex, der bei Aktivitäten im Wasser zu einer besseren Pumpökonomie des Herzens führt, unterstützt in der WATSU Therapie auf physiologische Weise ideal die Tiefenentspannung.

Da wir uns beim WATSU mit unseren Patienten im körperwarmen Wasser (ca. 34/35 °C) bewegen, spielt die höhere Wärmeleitfähigkeit und bessere Konvektion des Wassers hier physiologisch faktisch keine Rolle. Der Körper hat so gut wie keine Temperaturregulationsleistung zu erbringen. Die Wassertemperatur liegt nur geringfügig höher als die Oberflächentemperatur des Körpers, und so kommt es nur peripher zu einer leichten Kapillardilatation. Diese reicht aber aus, um im Zusammenspiel mit den Wirkungen des hydrostatischen Drucks reflektorisch eine allgemeine Muskeltonussenkung herbeizuführen.

Das Sanskrit-Wort "Atma", das der Wortstamm für unser deutsches Wort "Atem" ist, bedeutet "göttliches Selbst".(1) Im gleichen Sinn wird nach der biblischen Schöpfungsgeschichte der Mensch erst durch das Einhauchen des göttlichen Odems zum Leben erweckt. Beides weist uns auf die zentrale Bedeutung des Atems für alle Lebensvorgänge hin.

Jeder in der Psychosomatik oder der Geriatrie erfahrene Physiotherapeut weiß heute ebenso gut wie jeder Rückenschullehrer und auch jeder körperorientierte Psychotherapeut um die Wichtigkeit einer integrierten oder begleitenden Atemtherapie bei jeglicher Reha-Maßnahme. Ja, jeder Leser dieses Beitrags kann es vermutlich an sich selbst überprüfen, wie sehr unser "zivilisiertes Leben" dazu angetan ist, mit seinen täglichen physischen und psychischen Belastungen unseren freien Atem einzuschränken. Ausdrucksweisen wie "das verschlägt einem den Atem", "da bleibt einem die Luft weg" aber auch "das lässt mich aufatmen" sind sprachliche Beweise für die Erkenntnis, dass Psyche und Atem (Physis) ganz eng zusammenhängen.

Ebenso gehen beispielsweise Haltungsschäden aller Art - nicht nur im BWS-Bereich fast ausnahmslos mit mehr oder weniger ausgeprägten Atemblockaden einher. (2) Dies gilt in gleicher Weise für alle akuten und chronischen Schmerzen.

Wilhelm Reich sprach als erster von dem Muskelpanzer, den wir bei andauernder psychischer Be- und Überbelastung aufbauen. Dieser ist nichts anderes als ein chronisch erhöhter und willentlich nicht mehr kontrollierbarer Muskeltonus, nicht nur der quergestreiften Muskulatur. Der oben beschriebene Tauchreflex bewirkt über die Senkung der Pulsfrequenz und einer allgemeinen Verlangsamung von Stoffwechselvorgängen auch eine Reduzierung der Atemzüge pro Minute.

In Verbindung mit der reflektorischen generellen Senkung des Muskeltonus trägt er so auch auf Ebenen, wo Psyche und Physis nicht mehr voneinander zu trennen sind, höchst wirksam zur raschen Tiefenentspannung des WATSU-Patienten bei. Dessen Atemzüge werden ruhiger, tiefer und gleichmäßiger.

WasserShiatsu (WATSU)
Quelle: www.iaka.de

Psychologische Aspekte von Wassertherapie

"Der Ursprung allen Lebens auf unserem Planeten liegt im Wasser. Zwei Drittel der Erdoberfläche und ungefähr 70 % des menschlichen Körpers bestehen aus diesem Element. Die stammesgeschichtliche Entwicklung des Lebens führt vom Wasser aufs Land, vom Einzeller über Wirbellose, Fische und Reptilien bis zu den Säugetieren und Primaten. Jeder Mensch legt in seiner eigenen Entwicklung vom Fötus zum Erwachsenen diesen Weg nochmals zurück und wiederholt so gewissermaßen in seiner individuellen Entwicklung die Entwicklung auf der Erde". (3)

Diese tiefe Erfahrung des Aus-dem-Wasser-Kommens, die jeder Mensch in sich trägt, birgt die Erklärung dafür, warum wir uns zum Wasser so hingezogen fühlen und wir Wasser - richtig temperiert wie das Fruchtwasser im Mutterleib, in dem jeder von uns so schwerelos und wohlbehütet war - als so überaus wohltuend empfinden.

Andererseits kennen wir alle auch die Urangst vor dem Wasser. Diese Angst vor dem Unendlichen, Formlosen, vor dem In-die-Tiefe-Gezogen- und Verschlungen-Werden. "Selbst Wüstentiere können panische Angst vor dem nassen Element zeigen, obwohl sie Wasser in nennenswerten Mengen aus eigener Erfahrung gar nicht kennen" (4).

Die Angst vor dem Wasser hat für den modernen Menschen ihre reale Bedeutung weitgehend verloren." (5) Dennoch ist sie noch häufig anzutreffen und muss durch eine entsprechende einfühlsame Vorbereitung des Patienten auf diese noch weithin unbekannte Therapie durch den WATSU-Therapeuten zumindest soweit abgebaut werden, dass die positiven Erfahrungen in der Behandlung ein Überwinden dieser Urangst möglich machen. "Erfahrungen haben gezeigt,... dass sich die Ur-Angst zu einem Urvertrauen wandeln kann. Neugeborene, die nach der Geburt mit dem Wasser vertraut bleiben, fallen durch überdurchschnittlich gute Bewegungskoordination, psycho-emotionelle Ausgeglichenheit und gesundes Selbstvertrauen auf. Auch uns Erwachsenen steht dieser Weg (durch die Wassertherapien) offen." (6)

Spätestens seit der Entwicklung der Humanistischen Psychologie, den Arbeiten Gerda Boyesens und der "Renaissance" Wilhelm Reichs sollte die Einsicht, dass die Aufteilung des Menschen in Körper, Geist und Seele eine rein künstliche ist zum Zwecke der wissenschaftlichen Operabilität auch für uns Physiotherapeuten zum Allgemeingut gehören.

Bisher ist den Verfassern keine andere therapeutische Methode bekannt geworden, welche die Erkenntnis der untrennbaren Einheit des Menschen in so wunderbarer Weise offensichtlich und erfahrbar macht wie WATSU.

Dem einfühlsamen WATSU-Therapeuten gelingt es rasch, ein Vertrauensverhältnis zum Patienten herzustellen. Dann ist es dem Patienten auch möglich, seine allgegenwärtige Zeit- und Raumkontrolle weitgehend - im Idealfall vollständig - aufzugeben und sich total den sicheren Händen seines Therapeuten anzuvertrauen, längst verlorengegangene Nähe wieder zuzulassen.

"Durch die... im wahrsten Sinn des Wortes gegebene Be-Handlung gewinnt der Patient das Gefühl der menschlichen Zuwendung, das in unserer hochtechnisierten und oft unpersönlich gewordenen Medizin für den Heilungsprozess wichtiger denn je ist." (7) Was Hentschel hauptsächlich auf die klassische Massage bezieht, trifft in noch höherem Maße auf die WATSU-Therapie zu. "Entscheidend für den therapeutischen Erfolg ist die Qualität der Bewegungsführung." (8) Aber die "Möglichkeiten des WATSU werden jedenfalls nicht ausgeschöpft, wenn man sich nur auf den körperlichen Prozess beschränkt." (9) "Die Wirkungen dieses Wiedererlebens von Bewegung im Element Wasser reichen jedoch in die tiefsten Schichten unseres Unterbewusstseins." (10) "Die Methode ist sehr einfach, verlangt aber kompetente Anleitung und Ausführung." (11)

Kontraindikationen und Indikationen für WATSU

WATSU ist im Rahmen der physikalischen Therapie eine Sonderform der hydrotherapeutischen Anwendungen. Dementsprechend gelten hier grundsätzlich die gleichen Kontraindikationen, die generell für jede Form der Hydrotherapie Geltung haben. Diese dürfen beim Leser als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Herz-/Kreislauferkrankungen stellen, wie aus den Darlegungen im ersten Teil abzuleiten ist, im allgemeinen keine Kontraindikation dar. Lediglich in extrem schweren Fällen ist ein Abklären der individuellen Risikolage mit einem einschlägig qualifizierten Arzt anzuraten.

Bei Asthma-Kranken ist Vorsicht geboten, da manchem Patienten die im Raum herrschende feuchtwarme Luft Probleme bereiten könnte.

Encephalomyelitis disseminata (MS) stellt nur für diejenigen Patienten eine Kontraindikation dar, die sich in einer Phase des Krankheitsverlaufs befinden, die Wärmeanwendungen verbietet.

Da sich der WATSU-Therapeut schneller als bei anderen physikalischen Anwendungen einer Situation gegenübersehen kann, in der psycho-emotionale Momente in den Vordergrund rücken, ist die umfassende und gründliche Schulung und Ausbildung unabdingbare Voraussetzung für das Arbeiten mit Patienten.

Ein "Therapeut", der nur rein mechanisch die Grifftechniken des WATSU erlernt hat, stellt als Person die an erster Stelle zu nennende Kontraindikation dar!

Neben orthopädischen und neurologischen Patienten steht das weite Feld der psychosomatischen Erkrankungen ganz weit oben auf der Indikationsliste. Aber auch in der klinischen Schmerztherapie, der Geriatrie sowie der Geburtsvor- und -nachbereitung stellt WATSU eine enorme Bereicherung der Therapiemöglichkeiten dar. In der Psychiatrie findet der WATSU-Therapeut vom Suchtbereich bis hin zum autistischen Patienten ein breites Spektrum an Betätigungsmöglichkeiten vor. [...]

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(1) Der große Brockhaus, Wiesbaden, 1967

(2) Zauner, R. und Göb, A.: Sprechstunde Rückenschmerzen, S. 62 ff., München/ Gütersloh/ Wien, 1977

(3) Schröter, A. P. und Schneider, S. W.: Alles Leben ist im Wasser zu Hause.
In: Die neuen Wassertherapien, Connection-Special 23, IV/94, Niedertaufkirchen

(4) Larsen, C.: Zurück ins Wasser. In: Connection 11/92, S. 53 ff., Niedertaufkirchen

(5) Larsen, C.: ebenda

(6) Larsen, C.: ebenda, S. 55

(7) Hentschel, H.D.: Bei welchen Erkrankungen sind Massagen medizinisch erforderlich? In: Physikalische Therapie 16, 06/95, Hamburg

(8) Larsen, C.: a. a. O., S. 54

(9) Bleser, B.: In: Die neuen Wassertherapien, a. a. O., S. 90

(10) Larsen, C.: a. a. O., S. 55

(11) Larsen, C.: ebenda, S. 54

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